Komplexität kommunizieren - ohne zu banalisieren

In meinen Workshops höre ich das schon häufig. „Ich kann dieses Thema gar nicht für ein breites Publikum erklären ­– das ist viel zu kompliziert!“

Wir Wissenschaftler:innen haben die Befürchtung, dass wir durch eine einfache Erklärung unser Thema banalisieren. Unserer Forschung den wissenschaftlichen Anspruch nehmen. Und damit Inhalt, Relevanz und Bedeutung unserer Leistung verschwindet ­– oder unberechtigt in Frage gestellt wird.

Wir können Komplexität und wissenschaftliche Inhalte aber auch kommunizieren, ohne sie zu banalisieren. Diese Schritt-für-Schritt Anleitung stellt eine Möglichkeit dar, einem fachfremden Publikum einen Zugang zu Ihrem Thema zu verschaffen. Dazu müssen Sie nur die richtigen Fragen für sich klären. 

Fangen wir mal ganz am Anfang an:

Was ist eigentlich Komplexität?

Wenn eine gewisse Vielfalt, eine Vielschichtigkeit und eine Vielzahl von Merkmalen und Elementen vorliegt, werden die Dinge kompliziert.

Die Vielfalt von Merkmalen und Elementen kommen in unterschiedlichen Ebenen, Strukturen, Zuständen und Kontexten vor. Das alles sammeln wir in Theorie oder Erklärungsmodellen – und damit stecken wir richtig tief in der Komplexität. Wenn ich etwas wissenschaftlich betrachte, wird es komplexer.

Wenn ich Pfannkuchen backe, kann ich daraus eine komplexe Geschichte machen, indem ich mir überlege, was denn da passiert. Ich mische diese unterschiedlichen Zutaten zusammen. Dabei passiert schon etwas: Die Masse verändert sich. Dann erwärme ich das Ganze in einer heißen Pfanne. Da passiert etwas auf molekularer Ebene. Der Teig verändert seine Festigkeit. Die Zutaten reagieren auf die Hitze. Und plötzlich ist Pfannkuchen backen eine wahnsinnig komplexe Angelegenheit. Wissenschaft und Komplexität gehen Hand in Hand. Das lässt sich nicht trennen.

Wir sehen die Dinge und versuchen zu verstehen wie diese Dinge zusammenhängen. Welche Kausalitäten, Funktionalitäten und Zusammenhänge gibt es?  Welche unter geordneten Strukturen? Wir gehen in die Tiefe?

Wir steigen immer tiefer in die Themen, in die Theorie ein. Wir denken dabei immer abstrakter und fokussieren uns auf Details. Dieses Vorgehen, dieses abstrakte Denken ist wissenschaftliches Arbeiten. Aber es unterstützt eben auch die Komplexität: Wir erfassen die Vielfalt und Vielschichtigkeit aller Elemente und Aspekte unseres Untersuchungsgegenstandes.

Dabei ist weniger die Komplexität das Problem, als die Abstraktion, mit der wir unsere Forschung beschreiben. Das erschwert den Zugang zur Komplexität. Fast jeder Mensch ist in der Lage sich in komplexe Sachverhalte hineinzudenken – wenn er oder sie motiviert ist. Wenn es wirklich interessiert.  

Schritt-für-Schritt aus dem abstrakten ins konkrete Denken

Ich habe hier eine kleine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt, wie man sich selbst als Wissenschaftler:in aus dem abstrakten Denken wieder herauslösen kann, um andren einen Zugang zur Komplexität zu ermöglichen. Wissen sollte man teilen – aber klar und verständlich.

Die übergeordneten Fragen: Habe ich mein Thema und seine Komplexität überhaupt verstanden? Kann ich mir das selbst erklären? Wie würde ich das tun? Was macht dieses Thema so komplex?

 Sie sich selbst das Thema zu erklären – das macht man sehr selten. Wozu auch? Aber diesen Perspektivenwechsel zu machen, ist wichtig, um Abstand von der Abstraktion zu gewinnen. Natürlich haben Sie ihr Thema verstanden! Aber haben Sie es sich mal selbst erklärt?

Der nächste Schritt:  Wie bin ich eigentlich zu meinem Thema oder meiner Fragestellung gekommen? Von wo bin ich eigentlich in dieses abstrakte komplexe System meiner Forschung eingestiegen?  Wo beginnt denn die Argumentationskette? Was war die Ausgangssituation? Womit hat es angefangen?

Der dritte Schritt:  Was war die konkrete Herausforderung, die am Anfang stand? Das kann eine Herausforderung in der Forschung gewesen sein. Das kann ein konkretes Problem im Alltag gewesen sein.

Darauf aufbauend sollte man sich dann fragen: Was hat mich eigentlich persönlich motiviert mich dieser Herausforderung zu stellen? Was hat mich so begeistert?

Das ist eine wesentliche Frage! Denn damit können Sie den Zugang zum Thema geben. Sie haben eine konkrete Situation oder einen Ausgangspunkt und können diesen mit Ihrer Motivation verknüpfen. Zeigen Sie Ihre Begeisterung für Ihr Thema! Das beides bietet den Zugang:  laden Sie Ihr Publikum ein, Ihn zu folgen in die Komplexität ihrer Forschung.

Neugierde wecken! Mit Begeisterung anstecken! Dann folgt Ihnen das Publikum in jede Komplexität. Schrittchen für Schrittchen! Aber es wird folgen, wenn es einen ersten Anhaltspunkt hat und Motivation verspürt.

Sie müssen Ihre Komplexität – Ihre Forschung – nicht banalisieren! Nichts herunter brechen oder vereinfachen.  Es geht nur darum einen Zugang zu schaffen!

Das Publikum braucht eine Motivation sich mit Ihrem Thema beschäftigen zu wollen. Es verstehen zu wollen. Wie das für Sie und Ihre Forschung funktionieren kann erkläre ich Ihnen gerne in einem Einzelgespräch. Melden Sie sich jetzt für ein kostenloses erstes Beratungsgespräch mit mir an. Ich freue mich darauf mehr über ihre Forschung und Sie zu erfahren.

Autorin: Dr. Anna Kollenberg

Veröffentlicht am 28. Oktober 2021

Foto: Sergey Nivens stock adobe

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung des Impulsvortrags im Oktober. Wenn Sie sich für meine monatlichen Impulse zum Thema Wissenschaftskommunikation interessieren, können Sie sich hier kostenfrei in meine Mailing-Liste eintragen.